Chowanschtschina
April 2025 | ||||||
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CHOWANSCHTSCHINA
MODEST P. MUSSORGSKI (1839–1881)
Musikalisches Volksdrama in fünf Aufzügen
Text nach WLADIMIR W. STASSOW vom Komponisten
»Das Besondere an »Chowanschtschina« ist: Wenn man ein paar Namen im Libretto ändern würde, ginge es um aktuelle Ereignisse. Mir fällt keine andere Oper ein, in der das so wäre.«
Esa-Pekka Salonen
Dirigent
Handlung
Vorgeschichte
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts steckt Russland in einer tiefen Regierungs- und Religionskrise. Jahrzehnte zuvor hatte die offizielle Kirche eine Reform durchgeführt, bei der Kirchenbücher korrigiert und Rituale geändert wurden. Viele der Gläubigen akzeptieren diese Reform aber nicht. Sie werden abwertend Raskolniki genannt (wörtlich „Spalter“, im Deutschen meist als „Altgläubige“ bezeichnet), von der offiziellen Kirche ausgeschlossen und verfolgt.
Als Zar Fjodor III. stirbt, gibt es keinen volljährigen Thronfolger. Auf den Thron werden die beiden Halbbrüder Iwan und Peter gesetzt, die zu zwei zerstrittenen Familien gehören und nur durch ihren Vater Alexei I. verwandt sind. Da sie noch minderjährig sind, wird zunächst Iwans Schwester Sofia als Regentin eingesetzt. Sie verlässt sich ganz auf die Strelizen, die Palastgarde und deren Anführer Fürst Iwan Chowanski. Da sie alleinherrschende Regentin werden will, provoziert Sofia die Strelizen zu einem Aufstand, bei dem im Verlauf einer einzigen Nacht der Großteil von Peters Familie und Vertrauten getötet wird.
I. Akt
Die Strelizen erinnern sich ihres Aufstands in der Nacht zuvor. Der Bojar Schaklowity diktiert einem Schreiber eine Denunziation des Anführers der Rebellion, des Fürsten Iwan Chowanski, der eine Verschwörung gegen Zar Peter plane. Chowanski ist sehr angesehen und wird vom Moskauer Volk unterstützt.
Sein Sohn Andrei bedrängt unterdessen Emma, eine junge Frau aus der deutschen Vorstadt, die von der Altgläubigen Marfa, der früheren Geliebten Andreis, vor Andrei beschützt wird. Auch der Fürst Chowanski will Emma für sich haben und befiehlt den Strelizen, sie festzunehmen. Andrei wehrt sich gegen Emmas Festnahme. Dossifei, der geistige Führer der Altgläubigen, schlichtet den Streit zwischen Vater und Sohn. Er beauftragt Marfa, sich um Emma zu kümmern. Auch erzählt er allen, dass jeden Augenblick der öffentliche Streit über den Glauben zwischen den Altgläubigen und den Anhängern der offiziellen Kirche ausbrechen kann.
II. Akt
Fürst Golizyn, ein wichtiges Mitglied der Regierung, Oberbefehlshaber der Armee und Liebhaber der Zarewna Sofia, erhält einen Liebesbrief von ihr. Er erwartet Iwan Chowanski und Dossifei zu einem Treffen, in dem sie ihre Verschwörung besprechen wollen. Zuvor ruft Golizyn Marfa zu sich, die ihm wahrsagen soll. Sie prophezeit ihm seinen baldigen Untergang und dass er verbannt werden wird. Der erzürnte Golizyn befiehlt, Marfa heimlich zu ermorden, um öffentliches Aufsehen zu vermeiden.
Chowanski trifft ein und beginnt sofort Streit mit Golizyn, wirft ihm militärische Misserfolge und für ihn erniedrigende Beschlüsse vor. Dossifei mahnt, an die Zukunft der Regierung des Reichs zu denken. Aufgrund ihrer anhaltenden Zwistigkeiten kommen die Verschwörer zu keiner gemeinsamen Entscheidung. Marfa kommt wieder zurück in Golizyns Haus, um den Männern von den Truppen des Zaren Peter zu berichten, die sie vor Golizyns Anschlag gerettet haben. Die unerwartete Ankunft des Bojaren Schaklowity zerstört die letzte Hoffnung der Verschwörer: Schaklowity, ebenso Liebhaber Sofias wie Golizyn, meldet in deren Namen, dass der Hof von der Verschwörung der Chowanskis weiß, die von Zar Peter als „die Sache Chowanski“ (= Chowanschtschina) bezeichnet worden ist. Der Zar ordnet eine Untersuchung dieser Verschwörung an.
III. Akt
Marfa wird von einigen Altgläubigen angegriffen, die ihre Liebe zu Andrei Chowanski als sündhaft verurteilen. Dossifei verteidigt Marfa, die ihrerseits Dossifei gesteht, wie sehr ihre Leidenschaft sie quält. Sie möchte sich zusammen mit Andrei verbrennen, um endlich Erlösung zu erlangen. Doch Dossifei meint, dass es noch zu früh sei, aufzugeben.
Schaklowity ist bei Zarewna Sofia. Er erzählt ihr, wie besessen er von der Idee der Rettung Russlands sei. Seine ganze Hoffnung gilt einer starken Alleinherrschaft.
Betrunkene Strelizen wüten und randalieren. Nicht einmal ihre Frauen können sie beruhigen. Als die Randale in vollem Gange ist, verbreitet der Schreiber die Nachricht von den sich nahenden Truppen der Petrowzen, der Leibgarde Zar Peters. Panik breitet sich in den Reihen der Strelizen aus. Iwan Chowanski aber befiehlt ihnen, keinen Widerstand zu leisten, nicht zu kämpfen und sich in ihren Häusern einzuschließen.
IV. Akt
Erstes Bild
In seinem Haus versucht Iwan Chowanski, seine Angst zu betäuben, die durch die Warnung vor seinem baldigen Untergang noch verstärkt wird. Alle Bemühungen seiner Untergebenen, ihn zu zerstreuen, bleiben erfolglos. Unerwartet überbringt Schaklowity eine ehrenvolle Einladung an Chowanski bei der Zarewna Sofia. Doch diese Einladung erweist sich für den Fürsten als Botschaft des Todes.
Zweites Bild
Golizyn wird in die Verbannung geschickt und teilnahmsvoll vom Moskauer Volk verabschiedet. Marfa erzählt Dossifei aufgeregt, dass die Regierung die Vernichtung der Altgläubigen angeordnet hat. Dossifei beschließt den Tod durch kollektive Selbstverbrennung. Marfa berichtet Andrei Chowanski über den Tod seines Vaters und davon, dass er selbst von den Petrowzen gesucht wird. Andrei glaubt ihr nicht und beschuldigt sie, mit ihrer Lügerei sein Leben zerstört zu haben. Doch die Glockenschläge, die den Beginn der Hinrichtung der verurteilten Strelizen verkünden, bestätigen Andrei, dass Marfa die Wahrheit gesagt hat. Nun ist er bereit, ihr überallhin zu folgen. Im letzten Augenblick aber begnadigt Zar Peter die Strelizen.
V. Akt
Da sie keinen Ausweg mehr sehen, verbrennen sich Dossifei, Marfa, Andrei und weitere Altgläubige. Dadurch erhoffen sie sich ein besseres Leben in einer anderen Welt.
Programm und Besetzung
Musikalische Leitung ESA-PEKKA SALONEN
Inszenierung SIMON MCBURNEY
Bühne REBECCA RINGST
Kostüme CHRISTINA CUNNINGHAM
Co-Regie / Choreographie LEAH HAUSMAN
Videodesign WILL DUKE
Dramaturgie GERARD MCBURNEY
Fürst Iwan Chowanskij DMITRY ULYANOV
Fürst Andrej Chowanskij THOMAS ATKINS
Fürst Wassilij Golizyn MATTHEW WHITE
Schaklowityi ANDRÈ SCHUEN
Dosifej AIN ANGER
Marfa NADEZHDA KARYAZINA
Ein Schreiber WOLFGANG ABLINGER-SPERRHACKE
Emma NATALIA TANASII
Susanna ALLISON COOK
Kuska THEO LEBOW
Orchester & Chöre
FINNISH RADIO SYMPHONY ORCHESTER
Slowakischer Philharmonischer Chor
Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor
Großes Festspielhaus
Die Pläne für einem Großen Festspielhaus an der Stelle des ehemaligen erzbischöflichen Marstalles gehen in erster Linie auf den Architekten Clemens Holzmeister zurück; an seiner Seite brachte auch Herbert von Karajan Anregungen insbesondere zur Konzeption des Theatersaales in das Bauvorhaben ein. Jede gemachte Anstrengung und teuere Ausgaben wurden nicht gescheut, in die drei Jahrhunderte alte Fassade des ehemaligen Hofstalles und im Mönchsberg als ein Theaterhaus mit einer Opernbühne, deren Anlage und technische Ausstattung noch nach fünfzig Jahren international höchsten Ansprüchen gerecht wird, hinein zu stecken,: Zwischen Herbst 1956 und Frühsommer 1960 wurden 55.000 Kubikmeter Felsen gesprengt, um hierfür den entsprechenden Platz zu schaffen. Der Bau wurde größtenteils aus dem Budget der Bundesregierung finanziert, dementsprechend ist auch die Republik Österreich die Eigentümerin des Großen Festspielhauses.
Die Eröffnung des Großen Festspielhauses erfolgte am 26. Juli 1960 mit einem Festakt und der Aufführung von Richard Strauss’ „Rosenkavalier“ unter der musikalischen Leitung von Herbert von Karajan. Schon damals erhoben sich Stimmen, die bedauerten, dass die in ihren Dimensionen zweifellos beeindruckende neue Bühne wohl kaum dem für intimere Räume konzipierten Opernschaffen Mozarts gerecht werden könne. Der nahezu quadratische Grundriss des Zuschauerraumes mit ca. 35 Metern Seitenlänge bietet im Parterre wie im Rang ideale akustische und optische Verhältnisse für 2.179 Sitzplätze. Der eiserne Bühnenvorhang mit einem Gewicht von 34 Tonnen ist in seiner Mitte ein Meter dick. Die geschliffenen Stahlplatten schuf Rudolf Hoflehner, den dahinter liegenden Hauptvorhang entwarf Leo Wollner. Die Konzertdekoration wurde 1993 von Richard Peduzzi erneuert. Von der Hofstallgasse aus gewähren fünf Bronzetore mit Türgriffen von Toni Schneider-Manzell dem Publikum Einlass. Die Fassade wird zudem durch eine lateinische Inschrift des Benediktiners Thomas Michels geschmückt: „Sacra camenae domus concitis carmine patet quo nos attonitos numen ad auras ferat.“ (Der Muse heiliges Haus steht Kunstbegeisterten offen, als Entflammte empor trage uns göttliche Macht.)
Bei der Ausgestaltung des Großen Festspielhauses sollte vor allem heimisches Material Verwendung finden: Die Stahlbetonsäulen im Eingangsfoyer wurden mit dem beim Abtragen der Mönchsbergwand gewonnenen Konglomerat verkleidet, der Boden besteht aus Adneter Marmor. Tiefstrahler in der Schrägdecke und Wandschalen aus Muranoglas sorgen für eine gediegene Beleuchtung. Zwei von Wander Bertoni geschaffene Plastiken aus Carraramarmor versinnbildlichen die Musik und das Theater. Die vier kreuzförmigen Großgemälde zum Thema „Dreams with the Wrong Solutions“, die von dem österreichischen Kunstmäzen und Sammler Karlheinz Essl angekauft und den Salzburger Festspielen als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden, stammen von dem New Yorker Maler und Bildhauer Robert Longo (1993).
In dem sich an das Eingangsfoyer anschließenden Pausensaal sind weitgehend die Grundzüge des fürsterzbischöflichen Marstalles erhalten geblieben. Neu ist der Boden aus grünem Serpentin mit Pferdemosaiken von Kurt Fischer. Das Stahlrelief an der Wand hat Rudolf Hoflehner als „Huldigung an Anton von Webern“ gestaltet. Durch das „Fischer-von-Erlach-Portal“ wird der Blick auf die Pferdeschwemme und den 1987 erworbenen Schüttkasten freigegeben. Ein eigener Zugang linkerhand des Pausensaales führt mittels Rolltreppe zur Altstadtgarage.
Die Errichtung einer „Fördererlounge“ im ersten Stock des Großen Festspielhauses wurde von den amerikanischen Kunstmäzenen Donald und Jeanne Kahn finanziert, die später Hauptmäzene der Festspiele wurden. Die Lounge dient seit 1995 als Empfangssaal für Förderer, Sponsoren sowie deren Gäste und bietet ebenso Raum für Pressekonferenzen und verschiedene Veranstaltungen im Rahmen der Festspiele.
Technische Daten:
Bühnenbreite: 100 Meter
Bühnentiefe: 25 Meter
Portalbreite: 30 Meter
Portalhöhe: 9 Meter
Fünf Hubpodien à 18 x 3 Meter; Fahrgeschwindigkeit max. 0.25 m / sec.; Tragfähigkeit jeweils 20 Tonnen
Hydraulische Bühnenmaschinerien (Doppelanlage von ABB)
Schnürboden: 155 Zugeinrichtungen mit einer Tragkraft von jeweils 500 kg, ein Drittel davon hydraulisch angetrieben und elektronisch steuerbar.
Beleuchtung: 825 regelbare Stromkreise mit einer Leistung von je mindestens 5000 Watt; digitales Lichtsteuerpult; 2000 Scheinwerfer im Gerätepark
Elektroakustik: Tonregiepult mit 16 Eingängen, 16 Summenausgängen und 4 Hilfsausgängen; Anschlüsse für Lautsprecher und Mikrophone im gesamten Bühnen- und Zuschauerbereich