Wozzeck
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Wozzeck – Alban Berg | Oper
Gesamtdauer: etwa 1 Stunde 40 Minuten
„Ich habe Wozzeck vor dem Krieg auf der Bühne gesehen, und es machte einen so unglaublichen Eindruck auf mich, dass ich beschloss, es sofort zu vertonen.“ So schrieb Alban Berg 1918 an seinen Freund und Kollegen Anton Webern, zu einer Zeit, als sein Name nur im engen Kreis von Schönbergs Schülern bekannt war. Internationale Anerkennung und Ruhm sollten einige Jahre später kommen, und zwar gerade durch Wozzeck, eine Oper, die auf dem gleichnamigen Roman von Georg Büchner basiert und bald zu einem Schlüsselwerk des frühen 20. Jahrhunderts sowie zu einem Symbol des expressionistischen Theaters werden sollte. In Büchners Text fand Berg Themen, die der expressionistischen Poetik besonders nahe standen, wie Alptraum, geistige Entfremdung und brutaler Mord. Die dreiteilige Oper in fünfzehn Bildern wurde am 14. Dezember 1925 an der Staatsoper Berlin uraufgeführt und war ein großer Erfolg. Berg konzipierte die Oper als System geschlossener Formen, wobei jede Szene jedes Akts auf eine formale Struktur der westlichen Instrumentaltradition verweist – wie Suite, Rhapsodie, Marsch oder Passacaglia, um nur einige zu nennen –, neu interpretiert durch eine Orchesterführung, die kalt und beklemmend wirkt. Im vokalen Bereich sticht das fast gesprochene Singen in Sprechgesang von Wozzeck hervor, das auf melodische Kunstgriffe verzichtet und die schmerzlich menschliche Seite des Protagonisten betont.
Handlung und musikalische Formen
Der Wozzeck spielt am Anfang des 19. Jahrhunderts in einer kleinen Garnisonsstadt.
Der Oper liegt ein sorgfältig durchgearbeiteter Aufbau zu Grunde. Jeder der drei Akte hat eine eigene musikalische Form, gebunden an die dramaturgische Bedeutung; die Szenen sind mit kurzen musikalischen Überleitungen verbunden. Ohne Ansatz einer Ouvertüre setzt dagegen die Singstimme gleich im 5. Takt der ersten Szene ein.
Erster Akt – Fünf Charakterstücke
Zur Vorstellung der fünf Hauptpersonen neben Wozzeck verwendet Berg fünf Charakterstücke.
1. Szene – Suite (Präludium, Pavane, Kadenz, Gigue, Kadenz, Gavotte-Double I/II, Air, Präludium im Krebsgang):
Wozzeck und der Hauptmann – Zimmer des Hauptmanns, Frühmorgens
Wozzeck ist dem Hauptmann zu Diensten. Der Hauptmann verstrickt Wozzeck in ein Gespräch über Zeit und Ewigkeit, Tugend und Moral und macht ihm Vorwürfe wegen seines unehelichen Kindes. Wozzeck beruft sich auf die Bibel („Lasset die Kleinen zu mir kommen“) und erklärt, dass existentielle Not und Tugend unvereinbar seien: „Wir arme Leut!“
2. Szene – Rhapsodie über drei Akkorde und dreistrophiges Jägerlied:
Wozzeck und Andres. Freies Feld (die Stadt in der Ferne), Spätnachmittag
Wozzeck arbeitet mit seinem Kameraden Andres. Während Andres sich mit einem Jägerlied positiv motiviert, durchschaut Wozzeck, dass die menschliche Gesellschaft Grausamkeiten und Perversionen hervorbringt, denen der Schwache ausgeliefert ist: „Der Platz ist verflucht!“
3. Szene – Militärmarsch und Wiegenlied:
Marie, Margret und das Kind; später Wozzeck – Mariens Stube, Abends
Marie erfreut sich an der vorbeiziehenden Parade, angeführt von dem attraktiven Tambourmajor. Durch Spott und Missgunst ihrer Nachbarin Margret wird sie an ihre Situation erinnert: „Hast ein klein Kind und kein Mann!“ Wozzeck kommt zu Marie. Er wirkt gehetzt, verstört von bedrohlichen Visionen, nimmt Marie und sein Kind kaum wahr.
4. Szene – Passacaglia (bzw. Chaconne) als Zwölftonthema mit 21 Variationen:
Wozzeck und der Doktor – Studierstube des Doktors, Sonniger Nachmittag
Wozzeck stellt sich dem Doktor als Studienobjekt für medizinische Experimente zur Verfügung – notgedrungen, für einen kleinen Zuverdienst.
Das Thema fungiert nur in Bezug auf die entsprechende Stimme als abstrakte Reihe, bei der Oktavlage und Tondauer frei sind. Der restliche, expressive Tonsatz ist davon weitgehend unabhängig.
5. Szene – Andante affettuoso quasi Rondo:
Marie und der Tambourmajor – Straße vor Mariens Wohnung, Abenddämmerung
Marie ist stolz, dass der Tambourmajor um sie wirbt. Sie gibt ihrer Sehnsucht und ihrem eigenen Glücksverlangen nach.
Zweiter Akt – Symphonie in fünf Sätzen
Der zweite Akt schildert szenisch die dramatische Entwicklung der Handlung, für die Alban Berg als Großform eine Symphonie in fünf Sätzen verwendet.
1. Szene – Sonatensatz (Exposition (Haupt-, Seiten-, Schlusssatz), 1. Reprise, Durchführung, 2. Reprise):
Marie und Kind; später Wozzeck – Mariens Stube, Vormittag, Sonnenschein
Marie erfreut sich an dem Schmuck, den ihr der Tambourmajor geschenkt hat. Das Kind stört sie in ihren Träumen von einem besseren Leben. Als Wozzeck überraschend auftaucht, versucht Marie, den Besitz des Schmucks zu rechtfertigen und sein Misstrauen zu zerstreuen. Wozzeck gibt Marie seinen Lohn und die Nebeneinkünfte vom Hauptmann und vom Doktor.
2. Szene – Fantasie und Fuge über drei Themen:
Hauptmann und Doktor; später Wozzeck – Straße in der Stadt, Tag
Der Doktor, sportlich durchtrainiert, und der von dessen Tempo überforderte Hauptmann kommen in ein Gespräch, in dessen Verlauf der Doktor den Hauptmann durch eine erfundene Diagnose seines Gesundheitszustandes erschreckt. Der zufällig vorbei eilende Wozzeck wird zum Ziel ihres einvernehmlichen Spotts. Mit Anspielungen auf Maries Verhältnis zum Tambourmajor bringen sie Wozzeck aus der Fassung: „Ich bin ein armer Teufel! Hab sonst nichts auf dieser Welt!“
3. Szene – Largo:
Marie und Wozzeck – Straße vor Mariens Wohnung, Trüber Tag
Marie beantwortet Wozzecks drängende Frage nach dem Tambourmajor provozierend. Wozzeck fühlt, dass er den letzten Halt verliert: „Der Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt Einem, wann man hinunterschaut …“
4. Szene – Scherzo (Scherzo I (Ländler), Trio I (Drehorgel-Lied des 2. Handwerksburschen), Scherzo II (Walzer), Trio II (Jägerchor der Burschen und Lied des Andres), Scherzo I (Ländler variiert), Trio I (Lied variiert zur Predigt des 2. Handwerksburschen), Scherzo II (Walzer mit Durchführung)):
Volk, zwei Handwerksburschen, Andres, Tambourmajor, Marie; später Wozzeck; zum Schluss der Narr – Wirtshausgarten, Spät abends
Im Wirtshaus wird gezecht, gesungen, getanzt. Zwei Handwerksburschen werben für den Tambourmajor. Wozzeck sieht, wie Marie eng umschlungen mit dem Tambourmajor tanzt. Der Narr in Gestalt des Hauptmanns erscheint Wozzeck und prophezeit: „Ich riech, ich riech Blut!“
5. Szene – Rondo martiale con Introduzione:
Schlafende Männer, Wozzeck, Andres; später der Tambourmajor – Wachstube in der Kaserne, Nachts
Wozzeck findet keine Ruhe. Der Tambourmajor demütigt Wozzeck, indem er mit der Eroberung Maries prahlt und ihn zusammenschlagen lässt.
Dritter Akt – Sechs Inventionen
Die Szenen des dritten Akts sind schlaglichtartig auf das Mordgeschehen konzentriert. Berg verwendet wieder unabhängige Stücke.
1. Szene – Invention über ein Thema (Thema, 7 Variationen und Fuge):
Marie mit dem Kind – Mariens Stube, Nacht, Kerzenlicht
Diese Szene führt ein retardierendes Moment ein: Marie bereut ihren Verrat an Wozzeck. Verzweifelt sucht sie in der Bibel Trost. Ihrem Kind erzählt sie ein bitteres Märchen: Der Mensch ist allein in der Welt, ohne Zuflucht.
2. Szene – Invention über einen Ton (H):
Wozzeck und Marie – Waldweg am Teich, Es dunkelt
Wozzeck tötet Marie.
3. Szene – Invention über einen Rhythmus:
Volk, Wozzeck und Margret – Schenke, Nacht, schwaches Licht
Wozzeck sucht im Wirtshaus Vergessen. Er tanzt mit Margret. Margret entdeckt Blut an ihm – er wird als Mörder entlarvt.
4. Szene – Invention über einen Sechsklang:
Wozzeck, später Doktor und Hauptmann – Waldweg am Teich, Mondnacht
Vergebens sucht Wozzeck das Messer, um die Tat zu verdecken. Er geht weiter in den Teich hinein und ertrinkt. Doktor und Hauptmann gehen vorüber.
Orchesterzwischenspiel in d-Moll – Invention über eine Tonart
Viele Motive der Oper werden nochmals zusammengeführt und verarbeitet, bis hin zu einer Verklärung Wozzecks.
5. Szene – Invention über eine Achtelbewegung:
Maries Kind, Kinder – Straße vor Mariens Wohnung, Heller Morgen, Sonnenschein
Maries Kind versucht, mit dem Vater zu spielen. Andere Kinder erzählen ihm, dass auch seine Mutter tot sei.
Programm und Besetzung
Musikalische Leitung: Thomas Guggeis
Chorleitung: Lorenzo Fratini
Regie: Deborah Warner
Bühnenbild: Hyemi Shin
Kostüme: Nicky Gillibrand
Licht: Adam Silverman
Choreografie: Kim Brandstrup
Orchester und Chor des Maggio Musicale Fiorentino
Wozzeck - Wolfgang Koch
Andres - Sam Furnes
Hauptmann - Peter Hoare
Doktor - Clive Bayley
1. Handwerksbursche - Barnaby Rea
Marie - Anja Kampe
Margret - Helena Rasker
Produktion des Royal Opera House, Covent Garden
Besetzung aktualisiert am 30. Juni 2025
Teatro del Maggio - Staatsoper Florenz Italien
Das Teatro del Maggio befindet sich im Zentrum, in der Nähe der alten Stadtmauern, neben der historischen Stazione Leopolda. Der Garten, der die Besucher willkommen heißt, ist der Piazzale Vittorio Gui, benannt nach dem Gründer des Stabile Orchestrale Fiorentina und dem Maggio Musicale Fiorentino.
Mit dem Zug
Santa Maria Novella ist der Hauptbahnhof von Florenz.
Von dort aus erreichen Sie das Theater zu Fuß (ca. 10-15 Minuten) oder mit der Straßenbahn (Haltestelle) oder einem Taxi.
Mit dem Auto
Die Opera di Firenze liegt etwas außerhalb des ZTL-Gebietes.
Es ist möglich, in der Nähe des Parco delle Cascine oder gegen Gebühr auf dem Parkplatz Porta al Prato (Via Elio Gabbuggiani, 7) und auf dem Parkplatz Piazza Vittorio Veneto zu parken.
Mit dem Bus
Die Linien C1, C2 und D (Haltestelle Leopolda);
Linien 17 und 23A-B (Haltestelle Via delle Carra);
Linien 17B-C, 22, 23N, 23 und 57 (Haltestelle Pierluigi da Palestrina);
Linien 29, 29B, 29BA, 29BC, 29D, 30A, 30B, 30AC, 35 und 35° (Haltestelle Leopolda - Porta al Prato; Capolinea).
Mit der Straßenbahn
Linie T1 (Haltestelle Porta al Prato - Parco della musica).

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